Braveman Moyo, Simbabwe | One Love Central

Text Fabiana Seitz, Fotos Jenny Milow

„Ich wuchs in Bulawayo, im Südwesten Simbabwes auf. Getauft wurde ich auf den Namen Braveman – mutiger Mann. Ein Name, der mich jeden Tag aufs Neue anspornt, für meine Träume zu kämpfen.

Acht Jahre alt war ich, als meine Mutter mich und meine Cousins zum ersten Mal in einen Skatepark mitnahm. Eigentlich war es nicht mal wirklich ein Skatepark. Es war vielmehr ein einfacher Raum, in dem man für wenig Geld Rollschuhe und Skateboards mieten konnte. Wir Kinder versuchten unser Glück auf diesen neuartigen Rädern während die Eltern plaudernd auf einer Bank sassen. An diesem Tag entdeckte ich das Skateboarding für mich – und kam nie mehr davon los. Ich wünschte, ich könnte mich bei dem Mann, dem dieser improvisierte Skatepark damals gehörte, bedanken. Ihm danken für die schönen Stunden, die er uns bescherte. Ihm sagen, wie inspirierend er für mich war und heute noch ist. Leider ist dieser Mann unauffindbar.

Während ich auf der Highschool war, verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage in Simbabwe. Es gab kein Essen, keine Arbeit, keine Zukunft mehr. Meine Mutter schickte mich und meine Schwester Brightness schliesslich zu meinem Vater nach Südafrika, der dort bereits seit einigen Jahren arbeitete, um Geld nach Hause senden zu können. In Südafrika hatte ich verschiedene Jobs und arbeitete viel. Ich war fremd in diesem Land, doch dank dem Skateboarden lernte ich schnell neue Leute kennen. In der Skate-Community spielt es keine Rolle wer du bist, was du machst, woher du kommst. Skateboarding verbindet. Das ist es, was mir daran so gefällt. One Love.

Im Januar 2013 veranstaltete ich Afrikas erste Fachmesse für Skateboarding in Johannesburg: One Love Skate Expo. Rund 1500 Personen kamen, sogar meine Familie aus Simbabwe war angereist. Mit diesem Erfolg hatte ich nicht gerechnet! Jedoch fehlte mir der soziale Aspekt… Also gründete ich One Love Central, eine Non Profit Organisation. Inspiriert von diesem einfachen Skatepark aus meiner Kindheit in Bulawayo, wollte ich einen Skatepark in Johannesburg aufbauen. Denn viele Kinder und Jugendliche leben in schwierigen Verhältnissen. Nur wenige gehen zur Schule; Drogen und Kriminalität gehören früh zum Alltag. Anstatt den ganzen Tag auf der Strasse rumzuhängen, sollen diese Kinder und Jugendliche zu uns kommen. In geschützter Umgebung führen wir sie in die Kunst des Skateboarding ein. One Love Central ist ein Treffpunkt, um aktiv und kreativ zu sein. Ein Ort, der Hoffnung gibt.

Nach zwölf Jahren in Südafrika zog ich 2018 zu meiner Frau nach Winterthur. Allein in der Schweiz gibt es über 130 Skateparks, auf dem gesamten afrikanischen Kontinent fast keine! Mein Wunsch ist es deshalb, One Love Central von hier aus weiter auszubauen und die Skate-Kultur in Afrika zu stärken: Ich will eine Schweizer Partnerorganisation mit Fokus auf Fundraising und Kommunikation gründen. Ziel ist es, weitere Skateparks in Afrika zu bauen und Skateboarding als Hilfsmittel für soziale und wirtschaftliche Verbesserungen zu nutzen. Starten werden wir mit Skateparks in Südafrika und Simbabwe. Ich bin mir bewusst, dass dies ein grosses Vorhaben ist. Doch Braveman heisse ich schliesslich nicht ohne Grund.“

November 2020

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